Ihre FRAgen zu Schachtkraftwerken an der Iller

Bürgerinnen und Bürger können hier Ihre Fragen direkt an uns richten. Häufig gestellte Fragen inklusive der Antworten haben wir für Sie zusammengestellt.

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Was ist ein Schachtkraftwerk?

Das Schachtkraftwerk besteht aus einer Einheit von Turbine und Generator, die in einem Schacht unterhalb der Wasseroberfläche installiert ist. Das Wasser fließt durch den Schacht, treibt die Turbine an und gelangt dann wieder ins Flussbett. Das Kraftwerk kann in ein bestehendes Querbauwerk integriert werden und ist damit als solches kaum wahrnehmbar. Da der Generator unter Wasser arbeiten kann, wird kein Maschinenhaus, sondern nur ein sehr kleines Betriebsgebäude am Ufer benötigt.

 

Das Schachtkraftwerk wurde am Lehrstuhl für Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU München unter Leitung von Prof. Dr. Rutschmann entwickelt. Fontin & Company plant mehrere solcher Kleinwasserkraftwerke in der Unteren Iller an bereits bestehenden Querbauwerken, wobei die Genehmigung für den Standort Dietenheim noch in diesem Jahr erteilt werden soll.

Wird die ökologische Durchgängigkeit mit dem Schachtkraftwerk gewährleistet?

Die Durchgängigkeit der Iller für Fische und Kleinstlebewesen ist seit dem Bau der Querbauwerke in diesen Bereichen nicht gegeben. Durch das Schachtkraftwerk wird diese Durchgängigkeit an den beplanten Querbauwerken wiederhergestellt und damit die Ökologie klar verbessert. Das ökologische Konzept besteht aus drei Komponenten: hoher Fischschutz, Fischabstieg und Fischaufstieg. Der hohe Fischschutz wird durch einen horizontalen Feinrechen über der Einlaufebene des Schachts und eine sehr geringe Strömungsgeschwindigkeit gewährleistet. Diese Kombination schützt die Fische vor dem Passieren der Turbine. Durch Fischabstiegsöffnungen gelangen sie unbeschadet ins Unterwasser. Für die wenigen kleinen Fische, die den Schacht passieren, besteht nur eine minimale Verletzungswahrscheinlichkeit, die im Rahmen des natürlichen Lebensrisikos liegt. Der Fischaufstieg ist in Form eines Schlitzpasses gegeben. Die Durchgängigkeit für Fische ist damit in beide Richtungen garantiert und die EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Herstellung des ökologischen Potentials erfüllt. Wissenschaftlich erprobt wurde das ökologische Konzept mit Fisch-Versuchen in der Versuchsanstalt in Obernach. Die hohe Fischfreundlichkeit des Schachtkraftwerks wurde im Oktober 2015 mit der Verleihung der Umweltmedaille durch das Bayerische Umweltministerium an Prof. Dr. Rutschmann gewürdigt.

Wie sind die Auswirkungen auf den Hochwasserschutz?

Der Hochwasserschutz wird auch nach dem Bau der Schachtkraftwerke vollständig bestehen bleiben und sogar verbessert. Im Anlagenkonzept des Schachtkraftwerks muss bei den festen Wehren (Querbauwerke ohne steuerbare Verschlüsse) systembedingt ein Teil des Staubauwerkes durch eine Verschlusstafel ersetzt werden. Im Hochwasserfall kann dieser Verschluss bis auf das horizontale Einlaufniveau abgesenkt werden, wodurch sich der Abflussquerschnitt im Staukörper vergrößert und neben der erhöhten Abflussleistung auch ein Geschiebedurchgang, also der Transport von mitgeführtem Gesteinsmaterial, ermöglicht wird. Da der Abfluss exponentiell mit der Überströmungshöhe steigt, wird durch das System Schachtkraftwerk eine sehr effektive Leistungssteigerung für den Hochwasserschutz erzeugt.

Warum gibt es Querbauwerke in der Iller?

Im 19. Jahrhundert wurde die Iller zum Hochwasserschutz begradigt und in ein trapezförmiges Flussbett gezwängt. Die zuerst gewünschte Eintiefung der Flusssohle stoppte nicht und führte zu einem starken Eingraben des Flusses, was ein Absinken des Grundwasserspiegels mit negativen Folgen für Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung und Auengewässer mit sich brachte. Querbauwerke waren die Lösung und wurden in der Unteren Iller an 24 Stellen eingebaut. Durch die Querbauwerke verlor die Iller jedoch ihre ökologische Durchgängigkeit und fast gänzlich ihren Fließcharakter.

Warum schließen sich Renaturierung und Schachtkraftwerke an der Iller nicht aus?

Im Zeitalter des nachhaltigen Umweltschutzes wünscht man sich eine vollständig renaturierte Iller. Der Hochwasserschutz muss jedoch weiterhin gewährleistet sein, aber auch eine weitere Eintiefung der Flusssohle verhindert werden. Deshalb ist ein einfacher Rückbau der Querbauwerke nicht möglich. Eine Möglichkeit ist der Umbau in Raue Rampen - eine naturnahe Alternative zu Wehren -, der jedoch mit hohen Kosten verbunden ist. Die Kosten steigen zudem mit der Höhe des Querbauwerks überproportional an. Mit öffentlichen Mitteln kann dieser Umbau deshalb nur begrenzt umgesetzt werden. Es sind intelligente und flexible Konzepte gefragt: Ein doppelter Öko-Effekt könnte durch die Kombination von klassischer Renaturierung mit ökologischer Wasserkraft erreicht werden. Niedrige Querbauwerke etwa unter 3 m könnten - mit mäßigen Kosten verbunden - in Raue Rampen umgewandelt werden, um hier die Durchgängigkeit für Fische und den natürlichen Fließcharakter herzustellen. Das Schachtkraftwerk, dessen ökologische Qualität durch die Genehmigung in Großweil an der Loisach in einem fischfaunistischen Vorranggewässer und FFH(Flora-Fauna-Habitat)-Gebiet bestätigt wurde, könnte für höhere Querbauwerke, deren Umbau in Raue Rampen vergleichsweise sehr viel teurer ist, genutzt werden. Weiterhin sind Maßnahmen auf den Fließstrecken zwischen den Querbauwerken möglich, wie z.B. die Anlage von Biotopen, Entfernung von Ufersicherungen zur eigendynamischen Entwicklung des Flussbettes oder das Anlegen von Gewässerrandstreifen zur Minimierung von Stoffeinträgen. Es ist ganz deutlich hervorzuheben, dass das Schachtkraftwerk einer Renaturierung der Iller nicht im Wege steht, sondern diese unterstützt. Die Kombination der verschiedenen Maßnahmen könnte in kurzer Zeit zu einer spürbaren Aufwertung der Iller führen.

Warum wurde die Untere Iller für die Schachtkraftwerke ausgesucht?

Nach einer Potentialstudie von ca. 160 Standorten in Bayern und Baden-Württemberg haben sich die acht Standorte an der Iller als geeignet für Kleinwasserkraft in Form von Schachtkraftwerken herauskristallisiert. Der Gewässerabschnitt der Unteren Iller ist mit 24 vorhandenen Querbauwerken stark verbaut und keine ökologische Durchgängigkeit gegeben. Die Schachtkraftwerke bieten hier die Möglichkeit, die ökologische Durchgängigkeit an den Querbauwerken wiederherzustellen und damit neben der Erzeugung von regenerativer Energie auch einen Beitrag zur ökologischen Aufwertung der Iller zu leisten. Durch die entsprechende Fallhöhe wird ein wirtschaftlicher Betrieb der Schachtkraftwerke gewährleistet.

Welchen Mehrwert hat die Region?

Für den Bau der Kraftwerke werden Unternehmen aus der Region beauftragt, womit die Wertschöpfung vor Ort bleibt. Die Wartungsarbeiten während des Betriebs können ebenfalls vor Ort vergeben werden.

 

Die geplanten Schachtkraftwerke an der Unteren Iller werden ca. 12,4 Mio. kWh/a regenerative Energie produzieren. Damit können ca. 3.100 Drei-Personen-Haushalte mit sauberem Strom versorgt werden. Allein mit dem Schachtkraftwerk bei Dietenheim wird der Strombedarf von ca. 20 % aller Einwohner des Ortes gedeckt.

 

Die Iller wird ökologisch aufgewertet, da die Durchgängigkeit für Fische wiederhergestellt wird, was außerdem einen Mehrwert für die Region darstellt. Dagegen steht nur ein minimaler Eingriff in die Natur sowie ein fast unsichtbares und komplett geräuschloses Kraftwerk, so dass der Status des Naherholungsgebiets am Fluss nicht verloren geht.